«You know it, when you see it»: Praktiken gelingender unternehmerischer Kultur.
Das antike Gedankenexperiment des Schiffes des Theseus stellt die Frage, ob ein Schiff noch dasselbe bleibt, nachdem all seine Bestandteile nach und nach ausgetauscht wurden. Unternehmen und Familien, die langfristig bestehen, durchlaufen ähnlich tiefe Veränderungen und bewahren doch ihre Identität. Wie beim Schiff des Theseus sind es nicht die Bestandteile selbst, die alles zusammenhalten, sondern die Art und Weise, wie dies geschieht und erlebt wird. Kultur ist der verbindende Kitt.
SEIN
Gelebte Kultur basiert auf Vielschichtigkeit.
Was wirkt stärker? Das ausgestellte Gemälde in der Galerie, die schriftliche Interpretation desselben oder ein Atelierbesuch bei der Schöpferin des Werks? Die Frage führt in die Irre: Dimensionen des Erlebens stehen nicht im Wettbewerb miteinander. Sie ergänzen sich. Mit unternehmerischer Kultur verhält es sich ganz ähnlich. Sie äußert sich immer gleichzeitig auf mehreren Ebenen. Alles, was wir als unser Wissen begreifen, musste ursprünglich eine der Pforten unserer fünf Sinne passieren. Nur so kann etwas Teil unseres gedanklichen Repertoires werden. Einzelne Eindrücke aus unterschiedlichen Quellen verdichten sich zu Gesamtbildern. Sprechen wir von unternehmerischer Kultur, ist die Frage letztlich: zu welchem Ganzen setzen sich einzelne Handlungen zusammen? Ist es ein intendiertes, dienliches oder ein irritierendes, gar schädliches?
TUN
Entwicklung von Kultur ist die stete Erprobung neuer Ausdrücke.
Durch ihre Mehrdimensionalität entzieht sich unternehmerische Kultur absoluter Kontrolle und präziser Beschreibung. Wem seine unternehmerische Kultur am Herzen liegt, der probiert sich daher fortlaufend an Wegen, ihr sinnlichen Ausdruck zu verleihen. Erfahrbarkeit ist eingelöstes Wertversprechen. Diese experimentelle Erkundung dessen, was die eigene Unternehmenskultur ausmacht, öffnet simultan Anknüpfungspunkte für Anteilhabe und Weiterentwicklung.
Ein Beispiel: in einem unserer Prozesse der Markenentwicklung für ein Family Office wurde aus einem Nebenschauplatz überraschend ein Herzstück des Unternehmens. In der Verwandlung eines internen Familienjournals in ein nach außen gerichtetes Kundenmagazin, wurde allen Beteiligten mit einem Schlag deutlich: das entstandene Artefakt verkörpert die Persönlichkeit des Unternehmens deutlicher, als es jede Beschreibung vorab vermocht hätte. Es war nicht bloß ein wirksames Medium der Unternehmenskommunikation entstanden, sondern ebenso ein Spiegel, in dem sich die eigene Identität in neuer Schärfe offenbart. Seitdem hat sich das Magazin als Referenz für unternehmerische Entscheidungen etabliert.
ENKELFÄHIGKEIT
Verankerte Praktiken tragen dazu bei, dass Kultur fortbesteht.
Ein Projekt wie die Entwicklung einer periodischen Publikation lässt sich als Petrischale neuer unternehmerischer Kapazitäten verstehen. Haben diese einmal Wurzeln geschlagen, entstehen Praktiken, die als immaterielles Erbe personenunabhängig oder über Generationen hinweg Bestand haben können. Dann trägt der Spiegel der eigenen Unternehmenskultur zu deren Weiterentwicklung bei.
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Vorhaben, die darauf zielen, unternehmerischer Kultur gesamtsinnlichen Ausdruck zu verleihen, sind Prozesse, die das Selbstbild vertiefen. Zur primären Wertschöpfung solcher Vorhaben gesellt sich das Potenzial, neue unternehmerische Praktiken zu kultivieren. So hält sich Unternehmenskultur beständig, lernend und lebendig.
Steffen Vogt und Romas Stukenberg sind die Gründer von NAMENAME Creative Partners, einer Agentur für strategische Beratung und gestalterische Umsetzung sowie des Creative Leadership Salons, einem Forum für Entrepreneurship und Führung. Sie setzen sich dafür ein, unternehmerische Haltungen, Visionen und Strategien in konkrete Taten zu verwandeln und damit erfahrbar zu machen. Mit ihrem Ansatz, Unternehmertum und gesellschaftliche Gestaltung gleichzusetzen, pflegen sie seit mehreren Jahren eine partnerschaftliche und freundschaftliche Beziehung zu FUTUN. NAMENAME konzentriert sich auf die Entwicklung strategischer Narrative, die Markenentwicklung und die Rolle als Kreativdirektoren für Unternehmen.
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