Mit der Liebe rechnen: Die Lebenspartnerwahl in Familienunternehmen.
«Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet.
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.»
[Friedrich Schiller, 1799]
Schon Schiller wusste um die Verantwortung, die die Entscheidung für eine:n Lebenspartner:in mit sich bringt. Und was viele ganz unabhängig vom beruflichen Kontext als eine Herausforderung erleben, gehört in unternehmerischen Familien fest dazu: «Wenn die Familie der Kern des Unternehmens und die Partnerschaft der Kern der Familie ist, wird die Frage, wohin die Liebe fällt, zur zentralen Personalentscheidung», schreibt Jan Guldner in seinem Beitrag in der Wirtschaftswoche (zur Vertiefung lesen Sie gerne hier kostenpflichtig weiter), in dem er auch FUTUN – vertreten durch Dr. Marcel Megerle – zu Wort kommen ließ [Marcel Megerle hat zu diesem Thema promoviert].
Es ist eine der großen Entscheidungen zwischen Risiko und Sicherheit, die ein Familienunternehmen florieren lassen, aber auch in den Ruin treiben kann. Was ist die Kernessenz, die wir für eine gelingende Nachfolge in Bezug zur Lebenspartnerwahl aus dem Beitrag ziehen?
Die abgebende Generation kann sich darauf vorbereiten, ihre Nachfolger:innen im Prozess des Integrierens des/der Partner:in in Familie und Unternehmen zu begleiten – so dies gewünscht ist (1). Verhalten sich alle (werdenden) Gesellschafter:innen transparent in ihrer Zukunftsplanung und tauschen sich offen über ihre Erwartungen, Wünsche und Ängste aus, kann so manche Krise vorgebeugt werden (2). Das vermeintlich Untrennbare – die Familie und das Unternehmen/Vermögen – wenigstens auf dem Papier auseinanderzuhalten, unterstützt den Prozess und kann bspw. in Form einer Familienverfassung samt Ehevertrag, Patientenverfügung und Vollmachten auch das Vertrauen und den Zusammenhalt innerhalb der Familie stärken (3). Es gilt, die «einheiratenden» Lebenspartner:innen in einer Art «Mentoring» über gemeinsame Arbeitsrunden auch in die «Familie eigener Art», die unternehmerische Familie mit den jeweiligen Ressourcen, zu integrieren (4).
Das Ideal der romantischen Liebe ist in unternehmerischen Familien nur durch klare, konsequente Strukturen, Strategie und Kultur langfristig und lebendig gestaltbar.
In einer Zeit, in der die partnerschaftliche Liebe mit alten Mustern, Marmor, Stein und Eisen bricht und die Optionen in der Nachfolge an Vielfalt zunehmen, kann die «rationale Liebe» die Lebendigkeit schenken, die es in unserer heute so komplexen Welt für einen gelingenden Generationenwechsel braucht.
Wer die Partner:innenwahl mit einer Offenheit für die entstehenden Möglichkeiten prüft, wird vielleicht Optionen sehen, die bisher nicht erkennbar waren. Denn die Lebenspartner:innenwahl kann auch vermeintlich Gegensätzliches miteinander verbinden und potenzieren (im Guten wie im Schlechten!). Schiller leitete schließlich bereits das anfangs erwähnte Zitat mit diesen Worten ein:
«Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.»
[Friedrich Schiller, 1799]
Bildnachweis: unsplash.com / John Peters
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