Geschichten
(r-)evolutionärer Entwicklungen: (Familien-) Unternehmer des Jahres.
Anfang Oktober wurden durch die Münsterland Zeitung und die Sparkasse Westmünsterland in Ahaus die Unternehmer:innen des Jahres 2019 und 2020 ausgezeichnet. Dr. Marcel Megerle gestaltete als Vertreter des Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG gemeinsam mit Jürgen Büngeler, Vorstand der Sparkasse Westmünsterland, die Auftaktrede der Veranstaltung mit 10 (r)evolutionären Schritten durch die Geschichte von Familienunternehmen. Sehen Sie sich die Eröffnungsrede (27 Minuten) gerne an.
Ruft man sich das Zitat des einstigen Bundespräsidenten Dr. Horst Köhler und Sparkassenpräsidenten: «Familienunternehmer sind das Aushängeschild der sozialen Marktwirtschaft. Sie prägen das Bild der Wirtschaft in der Öffentlichkeit, ob sie wollen oder nicht.» in Erinnerung, so ist es umso schöner, dass es Familienunternehmer:innen sind, die zu den Unternehmer:innen des Jahres gekürt worden sind:
Im Jahr 2019 die Geschwister Dr. Stefanie Schmickler und Dr. Michael Pietsch. Herr Pietsch leitet in der 3. Generation die «Pietsch Gruppe» – einen Großhandel für Sanitär, Heizung, Umwelt, Klima und Lüftung. Seine Schwester baute parallel in den 1990ern das «Augenzentrum Nordwest» auf, das heute zu den größten Fachkliniken der Region zählt. Der Preis für das Jahr 2020 ging an die Brüder Peter und Georg Wessels, die das auf Schuhe in Übergrößen spezialisierte «Schuhhaus Wessels» mittlerweile in der 8. Generation führen.
Was diese drei Unternehmen verbindet? Sie sind Familienunternehmen. In ihnen liegt die besondere Qualität, Bestehendes zu bewahren und lebendig weiterzuentwickeln. Die Herausforderung dabei: Die Systeme von Familie und Unternehmen in ein gelingendes Zusammenspiel zu bringen. Konflikte gehören zum Alltag dazu. Entscheidend ist, wie mit ihnen umgegangen wird – ohne dass die Existenz in Frage gestellt wird. Denn: Ihren Stellenwert können die Familienunternehmen nur dann behalten, wenn sie ihre ureigenen Grundsätze immer wieder auf den Prüfstand stellen. Was als richtig erkannt wurde, muss ein verlässlicher Maßstab der Zukunft werden. Und was nicht mehr passt, wird als überflüssiger Ballast bewusst abgelegt. Familienunternehmen tun das seit Generationen. In der jüngeren Geschichte zeigen sich so zehn (r)evolutionäre Entwicklungen:
Die Kronprinzenregelung verliert an Wirkung (1) und auch Töchter werden heute in die Nachfolgeentscheidungen zunehmend mit einbezogen (2). Führung und Kontrolle werden mehr und mehr getrennt (3) und teilweise wird die Kontrolle der Eignerfamilie über das Management auch institutionell verankert (4). Mit dem Konzept der Eignerstrategie kommt das Gesamtvermögen der Familie in den Blick (5) und die Öffnung gegenüber der Start-Up Kultur ist immer wieder ein neuer Katalysator für Innovationen (6). Die Entwicklung eines (freiwilligen) Beirats oder Aufsichtsrats (7) und Gestaltung einer Familiencharta spielen eine größere Rolle – insbesondere zur Streitvermeidung und Zusammenführung größer werdender Familienstämme (8). Das Finden und Handeln nach den Unternehmenswerten wird zunehmend als Nutzen bietend für den Unternehmenswert selbst erkannt (9) und der tiefere Sinn, der Purpose, wird mehr und mehr zur entscheidenden Frage, bzw. zum Orientierungspunkt (10).
Und so wie der deutsche Bundesgesundheitsminister, Jens Spahn, die Veranstaltung in seiner Laudatio mit einem Zitat des ersten Wirtschaftsministers der Republik, Ludwig Erhard, überleitete, findet dieser Beitrag nun einen Abschluss: «Jeder denkt nur an sich und keiner an das Ganze! Wenn aber eine Wirtschaftsordnung – und diese Frage steht zur Entscheidung – nicht mehr um das Ganze weiß, wenn sie das Gefühl der Verantwortung verkümmern lässt und nichts mehr von Nächstenliebe atmet, kann und darf sie nicht auf Resonanz und Anerkennung hoffen.»
Lassen Sie uns also so wie die preistragenden Unternehmer:innen das Ganze im Blick halten und in Nächstenliebe unternehmen!
Fotografie: Tobit.Software